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Start-up oder Startup?

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Der Bindestrich in dem Wort „Start-up“ wird verschwinden, obwohl er eigentlich sowohl im Deutschen als auch im Englischen korrekt ist. Ein Ausflug in den lebendigen Sprachwandel.

Rechtschreibung als Kernkompetenz
Als professionelle Kommunikatoren spielt die Rechtschreibung eine große Rolle in allen unseren Texten, die wir für Kunden und für eigene Zwecke veröffentlichen. Es handelt sich schließlich um nichts weniger als um eine unserer Kernkompetenzen. Leider passieren auch uns immer wieder Tippfehler, die extrem unangenehm sind, weil sie am Selbstverständnis kratzen und besagte Kompetenz in Frage stellen. Das Gute an diesem Problem: Nur wer selber fit ist in der Rechtschreibung, wird die Fehler in Texten von anderen erkennen. Ein Nebeneffekt in Bezug auf unsere publizistische Tätigkeit: Wir sind fast immer online unterwegs — in Blogs, Facebook usw. — und dort können Texte nachträglich korrigiert werden. Nur bei Twitter leider nicht …

Der Bindestrich muss sein
Ein in der Öffentlichkeit oft feststellbarer Fehler besteht in der korrekten Nutzung des Bindestrichs. Das betrifft zum einen Komposita wie „Adidas-Schuhe“ oder zum anderen gerne auch Namen von Orten. Der Platz der Willy Brandt gewidmet ist, heißt eben „Willy-Brandt-Platz“ und nicht „Willy Brandt-Platz“.

Allerdings wandelt sich Sprache auch und manchmal muss man meines Erachtens einschlägige Standardwerke, die kanonisch die korrekte Schreibung festlegen, einfach mal ignorieren. Eine aktuelle Recherche lässt uns zum Beispiel zu dem Schluss kommen, den oft für neue gegründete Unternehmen verwendeten Begriff „Start-up“ nun ohne Bindestrich zu verwenden.

Der korrekte Bindestrich: Start-up
Zunächst die Fakten. Das Wort „Start-up“ kommt aus dem Englischen. Dort wird der Begriff mit einem Bindestrich geschrieben, wie es die einschlägigen Lexika Webster und Oxford Dictionary vorschreiben. Daher empfiehlt auch der Duden die Schreibung „Start-up“ für deutsche Sprache.

Das Chaos
Wie sieht aber die Praxis aus? Um es vorwegzunehmen: Es herrscht Chaos. Hier die Ergebnisse einer kleinen Recherche, die man auf den jeweiligen Webseiten mit der Suchfunktion durchführen kann.

Suchergebnisse in New York Times:

  • start-up: 6,840,000 Treffer
  • startup: 8,470 Treffer

Selbst die altehrwürdige und sicher hervorragend lektorierte NYT ist also anfällig für die Falschreibung.

Noch chaotischer geht es in den schnell drehenden, einschlägigen Szenpublikationen aus, die sicherlich nicht so sorgfältig gegengelesen werden.

Suchergebnisse TechCrunch:

  • start-up: 78.000 Treffer
  • startup: 23.221 Treffer

Daher kann es nicht verwundern, dass auch deutsche Medien anfällig sind für die Verwechslung.

Suchergebnisse in Gründerszene:

  • Start-up: 2.145 Treffer
  • Startup: 5.776 Treffer

Selbst in der Onlineausgabe von DIE ZEIT lässt sich das beobachten

  • Start-up: 1.084 Treffer
  • Startup: 211 Treffer

 

start-up_vs_startup

Die Faulheit der SprecherInnen
Sprache ist ein wandlungsfähiges Medium. Die SprecherInnen verändern sie ständig. Heerscharen von Linguisten haben sich mit diesem Thema beschäftigt und sind zu einem Schluss gekommen: Einer der entscheidendsten Faktoren, die Veränderungen der gesprochenen und dann der geschriebenen Sprache antreiben, ist die Faulheit der SprecherInnen. Alles Komplizierte wird irgendwann dem menschlichen Hang nach Vereinfachung zum Opfer fallen.

Ein Bindestrich verschwindet: Startup
Wir wagen die These: Der Bindestrich in „Start-up“ wird verschwinden. Nicht sofort, aber in 5 bis 10 Jahren ist er weg. Gerade die jüngere Generation geht an dieser Stelle wie so oft voran. Beispiel die Website von Startup Stuttgart: Start-up 33 Treffer, Startup 394 Treffer. Auch der Branchenverband von Gründern hat sich dem bereits verschrieben. Er heißt „Bundesverband Deutsche Startups e.V.“. Übrigens finden sich selbst dort noch Treffer für „Start-up“. Ist eben alles nicht so einfach mit dem Sprachwandel…

Quelle: Start-up oder Startup? via Dirk Baranek.


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